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Leider haben wir in unseren Breiten in diesem Winter wenig Schnee gesehen. Meine Mama hat`s gefreut, denn sie fürchtet sich extrem vor Glatteis auf den Straßen. Da weigert sie sich standhaft Auto zu fahren. Papa war auch nicht böse über den ausgebliebenen Schnee, denn Schneeschieben findet er ätzend. Ich übrigens auch. Aber wenn man im Schnee die Piste runter brettern kann, das habe ich mir schon immer toll vorgestellt. Und weil es meinem Kumpel Mieps ähnlich geht, meldeten wir uns zum Skilager unserer Schule an. Es gab da noch einen weiteren Grund für meine Anmeldung, und der heißt Susi. Das ist unsere Klassensprecherin und das schärfste Mädchen der Klasse. Klarer Fall, dass da die Kerle Stielaugen machen, aber Susi hat alle Interessenten bis jetzt abblitzen lassen. Der dicke Speckmann sitzt im Unterricht neben ihr und platzt deswegen fast vor Stolz.
Papa gab mir vor der Abreise in die Tiroler Bergwelt noch nützliche Tipps, so von „Skiprofi“ zu Anfänger.
Am Ziel angekommen, wurden wir in der Pension erst einmal auf die Zimmer aufgeteilt. Mieps und ich traf fast der Schlag, denn der großkotzige Tecumseh Nitschke aus der Parallelklasse wurde uns als dritter Mann zugeteilt. Der laberte dann auch sofort ohne Punkt und Komma, was für ein toller Abfahrtsläufer er doch wäre, denn seine Familie mache immer Skiurlaub in St. Moritz. So lief der dann auch rum, natürlich Markenskianzug in schrillen Neonfarben. Auf dem Übungshügel begrüßte uns am ersten Tag unser stets lustiger Skilehrer Seppi Hupfnagel und wies uns in die Kunst des Abfahrtslaufs ein. Mieps, ich und die meisten anderen von uns stellten sich auch gar nicht so doof an. Seppi war hoch zufrieden, wobei ich fand, er lobte die Mädchen immer mehr als uns Jungs. Tecumseh, unser „Profi“, ging dem Seppi maßlos auf den Senkel, weil er natürlich alles besser wusste als der Skilehrer. Übrigens, die Susi sah in ihrem Skianzug richtig scharf aus. Dann war es endlich soweit. Wir fuhren mit dem Lift auf eine Piste und nun sollte es wieder runter gehen. Fröhlich fuhren wir schön hintereinander in wunderschönen Kurven die Piste herunter, ein Super-Gefühl. Und Tecumseh, das Knallhorn, wollte uns nun demonstrieren, wie elegant er fahren kann. Aber was sahen wir? Keine Ahnung, was mit dem los war, denn er klatschte ständig hin, rappelte sich wieder auf, fuhr ein Stück, setzte sich wieder hin u.s.w.. Profimäßig sah das nun überhaupt nicht aus. Wir konnten uns ein Grinsen nicht verkneifen. Mieps, der Schelm, wollte dann von ihm wissen: „Na, Sportsfreund, hast du diesen saustarken Laufstil in St. Moritz gelernt? Darauf kriegte Tecumseh eine rote Birne und erzählte dann ganz kleinlaut, dass er eigentlich gar nicht so gerne Abfahrtslauf macht, sondern lieber Langlauf. Wir dachten natürlich, er flunkert schon wieder. Aber Seppi hatte eine tolle Idee. Am nächsten Tag verpasste er uns allen Langlaufski und dann ging`s ab in die Loipe, wie man die Spur nennt, in der man fahren muss. Wir dachten erst, das kann ja nicht so schwer sein, darin zu fahren. Aber da hatten wir uns getäuscht. Fast alle von uns griffen am Anfang mehrfach in den Schnee. Und Tecumseh? Diesmal hatte er nicht gelogen, denn er fuhr uns allen davon. Naja, da mussten wir als echte Sportsmänner ihm auch mal Anerkennung zollen. An den restlichen Tagen kamen Mieps und ich auch viel besser mit ihm aus, weil er sich plötzlich richtig normal benahm. In St. Moritz hat Tecumseh schon viele echte Prominente gesehen, z.B. Arnold Schwarzenegger. Da haben wir ihn sogar ein bisschen beneidet.
Jedenfalls war das eine super schöne Woche und im nächsten Jahr bin ich wieder dabei. Mieps auch.
Macht´s gut! Euer Olli