War das ein spitzenmäßiger Sommer! Ich meine nicht das Wetter. Da kann jeder denken, was er will. Mein Sommer war spitzenmäßig, weil etwas Tolles passiert ist und das will ich euch jetzt erzählen. Mein Kumpel Mieps hatte das absolute Glückslos gezogen, denn seine Eltern gingen alleine auf Kreuzfahrt, also sturmfreie Bude. Unser Zuhause dagegen mutierte (Meine Deutschlehrerin wird sich über den Begriff freuen.) zu einer Großbaustelle, denn der Außenputz wurde erneuert und eine neue Heizungsanlage eingebaut.
Unsere Omma suchte schon nach der der ersten Chaoswoche das Weite, indem sie ihre Schwester Hulda in Mittenwald im schönen Bayern besuchte. Mama versorgte den ganzen Tag die Handwerker mit kulinarischen Köstlichkeiten und wäre auch am liebsten ausgewandert. Nur Papa blieb die Ruhe selbst und dirigierte die Handwerker, die manchmal nicht so wollten wie er. Ich zog zu Mieps und so kam ich ebenfalls in den Genuss der elternfreien Zone. Wir grillten im Garten, zockten am Computer, guckten Fernsehen, aber irgendwann wurde uns das zu langweilig. Also packten wir Miepsis Zelt ein und unsere Klamotten und fuhren mit dem Segen meiner Eltern an den See. Wir bauten gerade unser Zelt auf, da krabbelten zwei Mädchen aus dem Nachbarzelt und begrüßten uns. Und da hat`s mich erwischt, denn die eine sah hammermäßig aus. Leute, ich sage euch, so ein tolles Mädchen ist mir noch nicht über den Weg gelaufen. Sie ist hübsch, versteht sich, hat ein süßes Lächeln und wir verstanden uns sofort. Maja ist nicht so eine vollgekleisterte Schminkpuppe wie viele andere Mädchen. Natürlich hatte Mieps auch ein Auge auf sie geworfen, aber als wir abends am Lagerfeuer saßen, kuschelte die Maja sich ganz eng an mich. Und da Mieps mein bester Freund ist, hat er das auch schnell kapiert und warf dann sein Auge auf Majas Freundin. Sicher habt ihr Verständnis dafür, dass ich mich etwas kürzer fasse. Nur so viel: Die Maja kommt eigentlich aus Rostock (so weit weg!!), besucht aber gerade ihre Tante, die in unserem Nachbardorf wohnt, weil Majas Eltern das ganze Haus renovieren. Na, das kam mir ja irgendwie bekannt vor. Die besagte Tante erschien immer mal auf dem Campingplatz, ließ ihren strengen Kontrollblick schweifen, versorgte uns aber auch mit Nahrungsmitteln. Leider vergingen die 14 Tage am See viel zu schnell, Maja musste nach Rostock zurück und wir versprachen uns, in Kontakt zu bleiben. Mieps und ich hätten zwar noch am See bleiben können, aber so richtig schön war es ohne die beiden Mädchen nicht mehr. Außerdem kam fast jeden Tag der dicke Speckmann auf seinem Fahrrad angeschnauft und wollte uns Gesellschaft leisten. Seine Mutter hatte ihm das als Ferien-Fitnessprogramm verordnet. Was die aber nicht wusste, Speck kaufte sich jeden Tag ein riesiges Kuchenpaket beim Bäcker, der auf seinem Radweg lag. Das schmatzte er dann immer genüsslich, während er uns zutextete. Wir halfen ihm ab und zu mit dem Kuchen, aber Mieps und ich können uns das auch leisten, so fit, wie wir sind.
Meinen Eltern habe ich noch nichts von Maja erzählt, die verarbeiten jetzt gerade die Renovierungsarbeiten. Ich sage nur: Zwei Wahnsinnsrechnungen! Dafür sieht der Außenputz ganz nett aus und die Heizungsanlage läuft zu Papas Zufriedenheit.
Bis bald euer Olli!